144 - 1620
An einen flämischen Maler, an dem Bildnis arbeitend, das
am Anfang dieses Buches abgedruckt [Mskr. Chacón]
Du entwendest mein Antlitz – je schuldiger wird
deinem Pinsel alsdann, dem zweimal seltnen,
jenes winzige Linnen, das der Geist belebte,
in den Farben, die durstig es schon trinkt,
desto mehr mir beim winz’gen Linnen davor graut,
daß es nichtige Aschen wird, weil als des Lehms
Nacheif’rer (Äther sei’s, sei’s Gott) stell ich mir den
vor, dem leichte Pracht stummes Leben anvertraut.
Du, liebenswürd’ger Belgier, fahr mit deinem edlen
Entwenden nur so fort! Feuer soll schaden kaum
ihrem Stoff; Zeit wird nicht beachten ihr Gewebe.
Die Jahre, die die Eiche an den Blättern zählt,
gezählt von blindem Stamme sind, von taubem Baum;
der mehr hört, der mehr sieht, ist’s der auch kürzer währt.